Krankengymnastik:
Die Krankengymnastik ist eine aktive und sehr wichtige Behandlungsform und bedeutet aktives Handeln gegen Schmerzen. Schädigungen durch verkürzte Muskelgruppen und Ungleichgewichte in der Muskulatur (muskuläre Dysbalance) verursachen häufig erhebliche Schmerzen. Diese Schäden können nur durch gezielte Kräftigung bzw. Dehnung der Muskulatur behoben werden. Krankmachende Bewegungsabläufe sollen durch gezieltes Üben dauerhaft vermieden werden. Krankengymnastik ist meistens eine dauerhafte Aufgabe, wohl wissend, dass damit nur der Anfang gemacht werden kann. Eigeninitiative seitens des Patienten, der die erlernten Übungsfolgen zu Hause weiterführt, ist von entscheidender Bedeutung.
Je nach Erkrankung kommen verschiedene Techniken zum Einsatz:
Funktionelles Üben fördert aktiv die Beweglichkeit von Muskeln und Gelenken. Dabei kann, je nach Indikation, schwerpunktmäßig die Körperwahrnehmung, die Muskelkraft, die Koordination, die Ausdauer oder die Schnelligkeit im Vordergrund stehen. Oft werden mehrere dieser Faktoren kombiniert.
Mobilisation umfasst Übungen, bei denen der Physiotherapeut den Körper des Patienten nach längerer Ruhigstellung, z.B. nach Verletzungen, Operationen oder nach Bettlägerigkeit "passiv durchbewegt".
Haltungsturnen ist ein Bereich, bei dem Betroffene durch gezielte sportliche Übungen geschwächte Muskulatur stärken.
Atemübungen sind insbesondere für Lungen- und Asthmakranke von Bedeutung, haben aber auch auf viele andere Patienten eine entspannende Wirkung, da hier gezielt die Entkrampfung der Atemmuskulatur geübt wird.
Beckenbodengymnastik hilft bei einem nicht oder schlecht trainierter Beckenboden. Bei Frauen kann es in Folge von Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht und Alterung zu
Blasensenkungen und Gebärmuttersenkungen kommen, was auch zu Harninkontinenz oder sogar Stuhlinkontinenz führen kann. Nach der Geburt hilft ein Beckenbodentraining, welches zumeist im Rahmen der
Rückbildungsgymnastik durchgeführt wird, den stark beanspruchten und gedehnten Beckenboden zu stärken. Beckenbodentraining wirkt aber auch vorbeugend.
Männer leiden wegen ihrer anderen Anatomie wesentlich seltener als Frauen unter den Folgen eines schwachen Beckenbodens. Allerdings gehört ein Beckenbodentraining zur unerlässlichen Rehabilitation
z.B. nach Prostatakrebsoperationen. Nach einer solchen Operation sind die meisten Männer zunächst harninkontinent. Durch Beckenbodentraining ist bei 90 Prozent der Operierten eine Behebung oder
zumindest deutliche Verbesserung der Inkontinenz zu erreichen.
Lähmungen werden mit speziellen Übungen behandelt, die in der Regel nach Bobath oder PNF (Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation) durchgeführt werden. Dabei werden meistens alltägliche Bewegungsmuster so lange wiederholt, bis sich im Gehirn die durch die Lähmungsursache (Schlaganfall, Unfall) "gelöschten" Programme neu entwickeln. Für diese Behandlungen braucht ein Physiotherapeut eine Zusatzausbildung.